Im Assistenzmodul von PluSport lernen die Kursteilnehmenden, wie sie Sportler:innen in ihren Clubs am besten unterstützen können. Das Wichtigste: Freude vermitteln und Sicherheit geben.
Es regnet in Näfels, aber die Stimmung im Assistenzmodul von PluSport ist heiter und produktiv. Man spürt das Engagement, mit dem sich die Teilnehmenden ihrer Gruppenarbeit widmen. Thema sind die Ausprägungen verschiedener Einschränkungen und welche Grenzen aber auch Potenziale damit einhergehen. Es ist eines der Hauptziele dieses Kurses: Verschiedene Einschränken kennenlernen und verstehen, wie man Sportler:innen angepasst auf ihre individuellen Bedürfnisse möglichst gut unterstützen kann.
Die Kursleiterin Manuela Baumann hat einen pflegerischen Hintergrund und kann die vielen praktischen Fragen fundiert beantworten: Was passiert genau bei einer Paraplegie? Welche kognitiven Einschränkungen können bei einer Parkinson-Erkrankung auftreten? Und auch Abgrenzung ist ein Thema: Welche Aufgaben gehören dazu und welche nicht - zum Beispiel beim Toilettengang?
«Mein erstes Ziel ist, dass die Kursteilnehmenden ihre Freude für den Behindertensport weitertragen können», sagt Manuela Baumann. Sie ist für PluSport als Projektleiterin NWF Ski Alpin/Allround tätig und hat aus ihrer langjährigen Tätigkeit als Hauptleiterin für Schneesportangebote und Camps eigene Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit Assistent:innen. «Indem die Teilnehmenden die Funktionen kennenlernen, die sie als künftig übernehmen werden, gewinnen sie an Sicherheit. Wir geben ihnen viel Hintergrundwissen aber auch praktische Übungen und Tipps mit.»
Die Beweggründe der Teilnehmenden sind unterschiedlich, gemein ist allen, dass sie sich dafür einsetzen möchten, dass Sportler:innen in ihren Clubs möglichst gute Trainingsbedingungen vorfinden. Manche Sportclubs organisieren Ausschreibungen und suchen auf diesem Weg Personal, manchmal gehen Interessierte aus eigener Initiative aktiv auf Clubs zu.
So zum Beispiel Alain Thüring, technischer Leiter des Behindertensportclubs Zürich und verantwortlich für den Sportbetrieb. Alain kommt aus der Privatwirtschaft und wollte auf Reisen gehen, als Corona seinen Plänen einen Strich durch die Rechnung machte. Auf der Suche nach einer Tätigkeit, die Sinn macht, fand Alain zum Behindertensport - und der Sportclub zu einem Vorstandsmitglied, das mit Erfahrung in Unternehmenssanierungen auch im Finanzbereich wertvolle Arbeit leistet. Im Kurs legt er für sich die Basis, um besser zu verstehen, welche Herausforderungen sich den Leitenden und Assistenzpersonen stellen. «Es geht auch um ganz praktische Dinge – zum Beispiel zu wissen, wie breit die Türen sein müssen, wenn wir eine neue Halle suchen oder welche Hilfsmittel vorhanden sein müssen.»
Candido Perez ist Karatetrainer und wurde von seinem Sportverein angefragt, ob er die Ausbildung zum Behindertensportleiter machen möchte. Candido ist als Hauptleiter eher die Ausnahme unter den Teilnehmenden. In seinen Trainings unterstützt er Karatesportler mit Trisomie oder auch mit Zerebralparese, die in ihrer Bewegung eingeschränkt sind. «Manchmal spüre ich in den Behindertensport-Trainings fast mehr Begeisterung und Leidenschaft als in den «normalen» Trainigs. Und Feedback erhalte ich sehr direkte, positiv wie negativ», erzählt er. Die Arbeit im Behindertensport hilft ihm, seine Tätigkeit als Leiter zu reflektieren. «Wie leite ich eine Übung an, wie kann ich bildhaft erklären? Wie reagiere ich, wenn es nicht klappt?»
Am späteren Vormittag wechselt die Gruppe in die Turnhalle, wo die Kursteilnehmenden in praktischen Übungen simulieren, wie es sich anfühlt, mit einer Einschränkung ein spezifische Sportart auszuüben. An diesem Samstag steht Brennball auf dem Programm. Die Simulationen sind ein wichtiges Element im Assistenzmodul. «Wir haben vor dem Brennball-Training Bänder um die Beine gebunden und so unsere Bewegungsfreiheit eingeschränkt. Der Kopf wollte, aber der Körper konnte nicht. So geht es auch den Sportlern in meinen Karatetrainings», sagt Candido.
Nach den Übungseinheiten leitet der zweite Kursleiter Reto Baumann die Auswertung an und diskutiert mit den Teilnehmenden Vor- und Nachteile der Regelvarianten. «Wir müssen stets abwägen, wie stark man ein Spiel erleichtert oder erschwert, damit alle Spass haben», sagt er. Auch Zufalls-Elemente wie Würfeln können dazu beitragen, starke Niveauunterschiede abzumindern. Andererseits erschweren sie manchmal die sportliche Ambition. In welcher Form ein Spiel oder eine Übung am meisten Spass macht, lässt sich in der Theorie nur schwer vermitteln. Durchs Ausprobieren, Abwandeln, Wiederholen und Reflektieren gewinnen die Teilnehmenden wertvolle Erkenntnisse, die sie später in ihren Clubs anwenden können.
Es sind vielseitige Herausforderungen, die die künftigen Assistent:innen meistern müssen, technisch, als Spielleiter:in, in Bezug auf ihr Hintergrundwissen aber auch in punkto Flexibilität oder im psychosozialen Bereich. Dennoch: Alle freuen sich darauf, in ihren Clubs in Aktion zu treten.
Weitere Informationen
Alle Informationen zum Assistenzmodul, weiteren Ausbildungsmöglichkeiten, Kursdaten und Anmeldemöglichkeiten finden sich auf der Website von PluSport.
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